Die Orgasmusfähigkeit von Frauen ist nach einer britischen Studie möglicherweise auch genetisch bedingt. Jedenfalls schließt dies ein Team um Tim Spector vom St. Thomas' Hospital in London aus Selbstauskünften von knapp 2800 Frauen, bei denen es sich um eineiige oder zweieiige Zwillinge handelte. Die Studie wird in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift "Biology Letters" veröffentlicht.
Die Orgasmusfähigkeit eineiiger Zwillinge fiel der Studie zufolge eindeutig höher aus als bei zweieiigen. Die Eineiigen sagten zu 31 Prozent, sie erlebten beim Sex mit einem Partner häufig oder immer einen Orgasmus. 39 Prozent gaben an, dies sei bei Selbstbefriedigung der Fall. Unter den Zweieiigen erlebte nur jede zehnte Frau laut Selbstauskunft beim Sex mit einem Partner häufig oder immer einen Höhepunkt, im Falle der Masturbation waren es 17 Prozent.
Die Zwillingsforschung ist ein klassisches Mittel, um den Anteil der Veranlagung bei menschlichen Eigenschaften herauszufinden. Bei eineiigen Zwillingen ist das Erbmaterial identisch. Wenn in dieser Gruppe also statistisch auffällige Abweichungen von Vergleichsgruppen auftauchen, liegt ein Rückschluss auf Erbfaktoren nahe. In bisherigen Studien zur weiblichen Frigidität lag das Schwergewicht auf Umwelteinflüssen, etwa auf autoritärer Erziehung, religiösen Tabus oder dem Druck seitens des männlichen Partners.
Insgesamt 32 Prozent aller befragten Frauen im Alter zwischen 19 und 83 Jahren gaben an, sie hätten beim Sex mit einem Partner selten oder niemals einen Orgasmus. 21 Prozent erreichten auch durch Selbstbefriedigung keinen Höhepunkt.
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Anmerkung von migraeneinformation.de:
Einerseits kann es kaum einen Zweifel daran geben, dass große Teile der Sexualität eines Menschen eine genetische Komponente haben. Dies dürfte auch bei Männern nicht anders sein: Sexualtrieb, Penislänge, Orgasmusfähigkeit usw. sind alles Eigenschaften, wo Gene zumindestens eine gewisse Rolle spielen dürften.
Und es dürfte auch nicht überraschen, wenn genetische Gründe eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob sich eine Frau in ihrem Leben mehr für Teresa Orlowski oder für Mutter Teresa entscheidet.
Allerdings sind die hier vorgebrachten Ergebnisse irritierend und machen damit im Prinzip die ganze Studie wertlos:
- Es dürfte keineswegs überraschen, wenn eineiige Zwillinge häufiger als zweieiige eine ähnliche Einschätzung abgegeben hätten. Damit wäre gezeigt, dass eine genetische Komponente eine Rolle spielen könnte.
- Irritierend ist dagegen, dass eineiige Zwillinge statistisch signifikant orgasmusfähiger sein sollen als zweieiige. Das lässt sich mit Genetik einfach nicht mehr erklären.
Problematisch ist auch, dass aus den Resultaten gleich wieder behandelbare Krankheiten definiert werden und dass hierbei ein Bezug zu Migräne hergestellt wird, bei der eine genetische Ursache alles andere als plausibel ist. Genetische Unterschiede zwischen Menschen gibt es und die sind in der Regel ganz normal. Dagegen sind vermutlich Kontrazeptivas, lustffeindliche Erziehung, Stress und Partnerschaftsprobleme die wohl häufigsten Ursachen für Unlust und sexuelle Störungen bei Frauen.