Nicht nur Bücher und strahlende Bildschirme, auch unsere Ernährung fördert Kurzsichtigkeit, warnen amerikanische Forscher. Der dramatische Anstieg von Sehstörungen in den vergangenen zweihundert Jahren in Europa sei vor allem auf den erhöhten Konsum von stärkereichen Lebensmitteln wie Brot zurückzuführen, vermuten der Evolutionsbiologe Loren Cordain und die Ernährungsforscherin Jennie Brand Miller. Das meldet das Wissenschaftsmagazin "New Scientist".
Die großen Mengen an Stärke, die in modern verarbeiteten Weizenprodukten zudem schneller verdaut werden, lösten in der Bauchspeicheldrüse Schübe des Hormons Insulin aus, erklärt Brand Miller von der Staatsuniversität Colorado in Fort Collins. Diese könnten die Entwicklung des Auges stören, was zu lange Augäpfel, eine Ursache für Kurzsichtigkeit, zur Folge haben könnte.
Für ihre Vermutung führen die Forscher mehrere Indizien an. So würden Übergewichtige und Diabetiker, die einen überhöhten Insulinspiegel haben, eher kurzsichtig als Schlanke. Aber auch bei Inuits sei mit der Übernahme der westlichen Ernährungsweise die Kurzsichtigkeit sprunghaft auf teilweise 50 Prozent angewachsen, sagen die Forscher. Dass dafür nicht die gleichzeitig eingeführten Bücher verantwortlich sind, zeigen Zahlen aus Völkern, die nur das Schulwesen, nicht aber die Ernährungsweise der Europäer annahmen: Unter den Menschen im südpazifischen Inselstaat Vanuatu etwa sind nach wie vor nur zwei Prozent kurzsichtig.
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