Die bereits im November letzten Jahres auf einer Pressekonferenz mitgeteilten Ergebnisse der Deutschen Akupunkturstudie (GERAC) zur Prophylaxe von Migräne-Anfällen sind jetzt in Lancet Neurology (2006; doi:10.1016/S1474-4422(06) 70382-9) publiziert worden.
Der primäre Endpunkt der Studie war die Reduktion der Kopfschmerztage. Diese waren in den vier Wochen vor der Studie von den 960 Patienten protokolliert worden, die danach auf die drei Studienarme randomisiert wurden. Je ein Drittel der Patienten sollte eine echte Akupunktur, eine Schein-Akupunktur oder eine medikamentöse Prophylaxe erhalten. Da die meisten Patienten sich aber in der Hoffnung auf eine Akupunktur zur Teilnahme an der Studie bereit erklärt hatten, stiegen 106 von 308 der auf die medikamentöse Therapie randomisierten Patienten vor Beginn der Studie aus. Von diesen 202 Patienten blieben nach diversen Protokollverletzungen noch 83 Patienten für die Auswertung übrig.
Protokollverletzungen gab es auch in den anderen Gruppen, doch die hohe Aussteigerrate ist nach Aussage der Studiengruppe um Hans-Christoph Diener von der Universität Duisburg-Essen eine der Schwächen dieser Teil-Studie des GERAC-Projektes. Eine weitere Einschränkung ergibt sich aus der Tatsache, dass die Therapeuten wussten, ob sie eine echte oder eine Schein-Akupunktur durchführten. Denkbar ist, dass sie dies unbewusst den Patienten signalisiert haben, auch wenn die Regeln der Studie vorsahen, dass sich die verbale Kommunikation zwischen Therapeut und Patient auf das Notwendigste beschränken sollte, um die Blindung nicht zu gefährden. Auch ist nicht auszuschließen, dass der eine oder andere Patient sich vor der Behandlung mit Akupunktur und TCM beschäftigt hat und sich gewundert hat, dass (in der Scheinakupunktur) gar keine Nadeln am Kopf gesetzt wurden. Das sah das Protokoll vor, weil sich am Kopf besonders viele Akupunkturpunkte befinden. Damit wurde der Scheinakupunktur aber auch die Möglichkeit einer unspezifischen Nadelwirkung im Kopfbereich verwehrt.
Durch die jetzt vorgelegten Studienergebnisse dürften sich viele bestätigt fühlen. Die „echte“ Akupunktur und die konventionelle prophylaktische Medikation (mit Betablockern, Flunarizin oder Valproinsäure) erzielten im primären Endpunkt der Studie, der Reduktion der Migränefrequenz, gleich gute Ergebnisse. Die „echte“ Akupunktur senkte sie um 2,3 Tage (in vier Wochen), unter den Medikamenten waren die Patienten 2,1 Tage weniger von Kopfschmerzen geplagt als vor Therapiebeginn. Als „überraschend“ wirksam erwies sich auch die Scheinakupunktur. Sie senkte die Zahl der Migränetage um 1,5 Tage.
Vor der Behandlung hatten die Patienten etwa 6 Migränetage pro Monat gehabt.
Für die Krankenkassen als Initiatoren der Studie stellt sich jetzt die Frage, ob sie die Akupunktur in ihren Leistungskatalog aufnehmen sollen. Dagegen sprechen dürften die hohen Kosten der zeitintensiven Akupunktur.
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